Gespür für die Bedürfnisse der Menschen notwendig
Zur Situation der ärztlichen Versorgung in Nordrhein-Westfalen erklärt der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Rock:
„In Nordrhein-Westfalen wird es zunehmend schwieriger, Ärztinnen und Ärzte zu finden, die bereit sind, sich hier niederzulassen oder eine Praxis zu führen. Für die nahe Zukunft prognostizieren viele Studien einen starken Ärztemangel, der vor allem die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und kleinere Kommunen treffen wird. Eine wohnortnahe hausärztliche Versorgung ist nicht mehr selbstverständlich.
Als NRW-Koalition aus CDU und FDP haben wir in unserem Koalitionsvertrag klar zum Ausdruck gebracht, dass das oberste Ziel der Gesundheitspolitik die Sicherstellung einer guten wohnortnahen Gesundheitsversorgung für alle Menschen in NRW ist.
In NRW werden jedes Jahr rund 2.000 Ärztinnen und Ärzte ausgebildet, von denen dann aber nur ca. 10 % Allgemeinmediziner werden. Gleichzeitig gehen jedes Jahr ca. 400 Hausärzte in den Ruhestand. Von den jungen Fachärztinnen und Fachärzten werden nicht alle in NRW praktizieren und auch wenn man Zuwachs aus anderen Ländern, dem Ausland oder durch Wiedereinsteiger und Wiedereinsteigerinnen erhält, ist klar: Das wird nicht reichen.
Wenn man davon ausgeht, dass ein Versorgungsgrad in Höhe von 100 % bedarfsdeckend sein soll, sehe ich mit großer Sorge, dass knapp ein Drittel der 205 Mittelbereiche – das ist die Planungsebene für den hausärztlichen Bereich – in NRW einen Versorgungsgrad haben, der teils deutlich unter 100 % liegt (~ 66 MitteIbe-reiche).
In NRW praktizieren ca. 10.700 niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte (sog. Vollzeitäquivalente, Stand Frühjahr 2017), von denen rund die Hälfte bereits das 60. Lebensjahr überschritten hat. In Westfalen-Lippe sind es sogar beinahe 60 % der Hausärzte, die älter sind als 60 Jahre. Hier arbeiten bereits fast 20 % der Hausärzte über das 65. Lebensjahr hinaus (in Nordrhein sind das „nur“ knapp 13 %). Das Durchschnittsalter unserer Hausärzte liegt bei ca. 55 Jahren.
Es gilt, den Beruf des Haus- oder Landarztes nicht immer schlecht zu reden. Wir müssen die Sorgen und Ängste junger Mediziner ernst nehmen und gemeinsam überlegen, was wir ändern müssen, um Nachwuchs zu gewinnen. Dabei sind auch die Kommunen gefordert, gute Rahmenbedingungen für interessierte Ärzte und deren Familien zu schaffen. Doch die Versorgung steht und fällt letztlich mit der Zahl möglicher Praxisnachfolger. 2016 gab es im Rhein-Erft-Kreis bei Hausärzten eine Ärztedichte von 1.609. Auf diese Anzahl von Einwohnern fällt ein Arzt oder Ärztin. Beim Ranking der beliebtesten Regionen für eine Praxisniederlassung liegt der Rhein-Erft-Kreis mit einem Wert von 137 im unteren Drittel (Stand 2007). Der Wert beziffert die vorhergesagte Anzahl von Vertragsärzten pro 100.000 Einwohner.
Mir ist bewusst, dass das, was wir bereits aktuell anschieben und noch anschieben werden, erst in einigen Jahren Wirkung zeigen wird, aber es ist höchste Zeit, dass die Politik in Nordrhein-Westfalen endlich handelt.“